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Recruiting: "Hände weg von über 50-jährigen!!"

Warum „Weisheiten“ wie diese direkt in den Misserfolg führen…

MMag. Dr. Peter Weixelbaumer
Strategie & Consulting, CEO cs2 Communication & Strategy Services

„Ältere Mitarbeiter sind weder leistungsfähig noch motiviert! Und obendrein noch teuer! Noch Fragen??“ Dieses einschlägige Image von älteren Arbeitnehmer:innen scheint sich bei vielen Entscheidern festgekrallt zu haben. Studien belegen, dass Bewerber:innen im Recruitingprozess nur mehr schwer reüssieren, sobald ihr Alter mit einer 5 beginnt. Auch 2023.

Nicht leistungsfähig? Unmotiviert? Teuer? Alles nur ein hartnäckiges Klischee? Oder doch die nackte Wahrheit? Das fragt einer, der selbst 51 Lenze auf dem Buckel – und eine klare Meinung dazu hat.

Dazu eine kleine Zeitreise…
Es ist Sommer in den späten 1980ern: Ich bin Ferialpraktikant in der Buchhaltung eines Unternehmens. Vor mir am Schreibtisch sitzen zwei Kolleginnen so um die 35 Jahre alt. Eine Kollegin meint zur anderen: „Ich muss jetzt wieder in Krankenstand gehen.“ Der Satz hallt in meinem Kopf bis heute nach. Ich verstand damals nicht, was sie damit meinte. „Warum?“ platzt es aus mir heraus. Die Kollegin sieht mich fast mitleidig an, weil ich offensichtlich keinen Durchblick habe: „Damit ich eine dicke Krankenakte habe. Und dann viel leichter in Frühpension gehen kann“, sagt sie fast gelangweilt.

Ende meines Flashbacks…Und zurück zum zuvor genannten Klischee zu Manpower über 50.
Keine Frage, die körperliche Leistungsfähigkeit sinkt mit zunehmendem Alter.
Aber Performance und Motivation im Beruf sind weniger eine Frage des Alters, sondern vielmehr des Mindsets. Wer mit 35 schon seine Pension möglichst bald herbeisehnt, sieht seinen Job wohl eher als notwendiges Übel, um sein Leben finanzieren zu können. Der vitale Nährboden für Leistung und Motivation sieht definitiv anders aus.

Fazit: Wir können es uns als Gesellschaft schlicht nicht mehr leisten, Menschen aufgrund ihres Alters aus dem Arbeitsmarkt zu drängen! Gilt übrigens ganz genauso für Arbeitsmarktdiskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der Nationalität!

Also: Leute, springt über euren Schatten. Und bildet heterogene Teams! Mit jungen und älteren Members, mit Frauen und Männern. Und ja, auch mit Damen und Herren mit Migrationshintergrund. Wer glaubt, dass man mit möglichst homogenen Teams Antworten auf die dynamischen, agilen und heterogenen Herausforderungen unserer Zeit findet, der macht die Rechnung gleich doppelt ohne den Wirt:

  • Er wird sich schwertun, die Kapazitäten zu finden.
  • Heterogene Teams richtig zusammengesetzt und geführt performen in der Regel einfach deutlich besser als gleich oder ähnlich denkende und agierende Gruppen.
  • Weniger demografische Parameter, sondern der Mindset! Denn dieser macht mehr denn je den Unterschied: Wenn der Mindset im Unternehmen nicht passt, sind Underperformance, Missstimmung, Ineffizienzen, höhere Fluktuation und negative Multiplikation fix vorprogrammiert.

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